In den Ortsvereinen und Bereitschaften schlägt das Herz der Rotkreuz-Aktivitäten. Genau dort will nun ein Pilotprojekt des Landesverbands zur Interkulturellen Öffnung ansetzen. Gesucht wurde eine Bereitschaft aus dem Verbandsgebiet, die "Lust und Offenheit" hat, ein begleitetes Projekt zur Aufnahme und Integration von Flüchtlingen durchzuführen und damit zum Vorbild für andere zu werden. Gewonnen hat die Ausschreibung des Projekts „Bereitschaft für Vielfalt“ der Ortsverein Möglingen.
Bei der Auftaktveranstaltung am 30. Januar 2018 im Bürgerhaus in Möglingen gab es viel Lob und Anerkennung für das Engagement der DRK-Aktiven im südlichen Landkreis Ludwigsburg. Sie hatten sich mit einem selbstgedrehten Video beworben und damit tiefen Eindruck hinterlassen. Bereitschaftsleiter Peter Unteregelsbacher stellte die Planungen vor, mit vielen Aktionen und Events, vom Grillfest bis zum Wettbewerb und einer Verbindung mit dem Jugendrotkreuz. Dabei wird die Bereitschaft während der einjährigen Pilotphase vom Landesverband unterstützt: Der Ortsverein erhält Schulungen, eine fachliche Begleitung, eine Projektdokumentation, Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit, zwei öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen sowie eine finanziele Unterstützung für das Projekt.
Der Ortsverein Möglingen erhofft sich positive Effekte aufgrund der verbandlichen Aufmerksamkeit durch ein Leuchtturmprojekt, ein Schub für die Öffentlichkeitsarbeit sowie Entwicklungsimpulse durch eine gelungene Interkulturelle Öffnung und Gewinnung neuer aktiver Mitglieder. Die Möglinger Bürgermeisterin Rebecca Schwaderer stellte in ihrem Grußwort fest, dass es eine Chance für das Gemeinwesen sei, wenn sich Zuwanderer ehrenamtlich engagieren. Renate Kottke, Landesdirektorin der Bereitschaften im DRK-Landesverband Baden-Württemberg wies darauf hin, dass der Erfolg eines solchen Projekts nicht nur an der Zahl der Zugänge zu messen sei: „Wichtig sind auch die Erkenntnisse und die Lehren, die sich andere Ortsvereine und Bereitschaften zunutze machen können“.
Als weltumfassende Hilfsorganisationen ist das Rote Kreuz zusammen mit dem Roten Halbmond bemüht, für alle Menschen da zu sein, die Hilfe brauchen. Weder die Hautfarbe noch die Religion noch die ethnische Herkunft spielen eine Rolle. Für den DRK-Landesverband Baden-Württemberg ist es daher ein Anliegen, dazu beizutragen, dass sich Menschen verschiedener Kulturen in unserem Land wohlfühlen. Dabei kann das DRK mit seiner Arbeit vor Ort überall in den Ortschaften und Gemeinden eine wichtige Brückenfunktion von Mensch zu Mensch einnehmen.
Auch sollen immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund für die Arbeit im Roten Kreuz gewonnen werden. Dafür gilt es, den Zugang zu erleichtern und Hürden abzubauen. Gerade das Ehrenamt, die freiwillige und unentgeltliche Mitarbeit ist hier wichtig. „Es ist immer wieder ein Glücksfall, wenn Menschen zu uns stoßen, die nicht sowieso schon Kontakte zum Roten Kreuz hatten“, so der Vizepräsident des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg Wolfgang Haalboom bei der Veranstaltung.
In den vergangenen Jahren waren in den DRK-Kreisverbänden bereits eine Reihe guter Projekte auf den Weg gebracht, die zeigen, dass es möglich ist, zueinander zu finden.
Auf Landesebene hatte der Arbeitskreis „innovative Sozialarbeit“ ganz bewusst ein Projekt auf den Weg gebracht, das sich der Integration von Flüchtlingen annimmt. Nach einigen großen Projekten der interkulturellen Öffnung in den letzten Jahren (zum Beispiel ein Projekt mit dem Integrationsministerium und den Kreisverbänden Göppingen und Schwäbisch Gmünd) hat der Arbeitskreis nun den Fokus auf die Bereitschaften gelegt. Denn es kommt darauf an, Menschen mit Migrationshintergrund den Zugang zum Ehrenamt zu erleichtern und Hindernisse abzubauen, soweit es geht.