· Pressemitteilung

Kältebus bewahrt Leben

Dreieinhalb Monate lang, von Anfang Dezember bis Mitte März, war der Kältebus des DRK-Kreisverbandes Ulm täglich von abends bis spät in die Nacht in Ulm unterwegs, um obdachlose Menschen zu versorgen – eine Aktion des DRK-Kreisverbandes Ulm in Kooperation mit der Caritas Ulm und dem Verein „Medinetz“.

Wenn es kalt wird und das Thermometer in den Minusbereich rutscht, dann wird das sowieso schon schwere und harte Leben auf der Straße nicht nur schwerer, sondern sogar lebensgefährlich. In 105 Nächten war der Bus in diesem Winter im Einsatz, immer mit drei Ehrenamtlichen besetzt, die Obdachlose im Freien mit heißem Tee und Snacks sowie bei Bedarf mit einem warmen Schlafsack und mit Kleidung versorgten. Mit diesem Angebot will der DRK-Kreisverband Ulm Menschen, die auf der Straße leben, vor Unterkühlung und Kältetod bewahren. Rund 2.000 Menschen erfuhren allein in diesem Winter diese wertvolle Hilfe.

Einer der Helfer, Gabriel Brockhaus, will den Wohnsitzlosen vermitteln, „dass wir an sie denken, dass wir sie wertschätzen, dass sie dazugehören und Teil der Gesellschaft sind“. Der 22-jährige Mathematikstudent ist an diesem Abend mit Sophia Schwetlik und Jan Rosenberg unterwegs. Die beiden 19-Jährigen arbeiten hauptamtlich als Rettungssanitäter beim DRK-Rettungsdienst Heidenheim-Ulm und sind wie auch Gabriel Brockhaus schon mehrfach in ihrer Freizeit die Tour mit dem Kältebus gefahren. Grundsätzlich gehört sicherheitshalber mindestens ein männlicher Helfer zur dreiköpfigen Besatzung. Negative Erfahrungen hätten sie bisher jedoch noch nicht gemacht, betont Sophia Schwetlik.

Vorsichtig und sehr einfühlsam spricht sie eine schätzungsweise 45-jährige Frau an, die einsam und zusammengesunken in der Bahnhofshalle sitzt. Die Frau versteht wenig Deutsch, ist aber sichtlich dankbar für den Schlafsack, den ihr Gabriel Brockhaus reicht. Manche wollen oder brauchen keine Hilfe. Das sei auch in Ordnung, berichten die Helfer. Die meisten aber würden sich über das warme Getränk, die Ansprache und gegebenenfalls über den Transport zu einem überdachten, warmen Schlafplatz freuen.

Das ehrenamtliche Engagement im Kreisverband ist groß. Insgesamt haben sich laut Stefan Brandt, stellvertretender Leiter der Abteilung Soziale Dienste beim DRK-Kreisverband, bisher 70 Freiwillige gemeldet, die sich die Schichten im Kältebus teilen; Studierende, Berufstätige und Rentner, darunter viele Ehrenamtliche aus den DRK-Ortsvereinen. Für die Mitarbeitenden ist der Einsatz oft anstrengend, aber es erfüllt sie, wenn sie die Dankbarkeit spüren, die ihnen entgegengebracht wird und dass sie, wenn auch nur im kleinen Rahmen, Not lindern können.

Auch im DRK-Kreisverband Karlsruhe und Stuttgart sind Kältebusse unterwegs, um Obdachlose im Winter zu unterstützen. In Stuttgart konnte im vergangenen Winter 95 Mal Hilfe geleistet werden, in Karlsruhe rund 250 Mal. Der DRK-Kreisverband Mosbach unterstützt Obdachlose auf eine ganz andere Art. Mit seinem Aufnahmehaus gibt er Menschen ohne Obdach eine Herberge. 142 Menschen konnten im vergangenen Winter davon profitieren, indem sie für eine Übernachtung aufgenommen wurden oder aber bei einem Tagesaufenthalt für sich kochen, die Waschmaschine nutzen und eine Dusche genießen konnten. Dieses Angebot gibt es ganzjährig.